Wie ist Gott?
Antwort auf eine Anfrage
an die Praxis-Mailing-Liste der Kirche-Online-Koordination http://katholische-kirche.de
(eMail vom 24.10.2001)

"Wie ist Gott?" wollte Roman von seiner Oma wissen.

Oma erzählte gerne und holte weit aus: "Früher, als ich noch jünger war als du, da dachte ich, Gott sei gross, stark und alt. Später hatte ich das Gefühl, er beobachte mich wie ein Polizist. In deinem Alter merkte ich, dass auch er nicht alles kann und irgendwie ohnmächtig ist."

"Und jetzt?" bohrte Roman weiter.

"Jetzt könnte ich dir über hundert Bilder und Namen von Gott beschreiben. Willst du einige hören?"

"Nein" antwortete Roman entschieden. "Das kann sowieso nicht alles wahr sein, denn Gott ist doch immer Gott, also immer gleich!"

"Schau, mit den Vorstellungen, wie Gott ist, verhält es sich wie mit deinen Schuhen erwiderte ihm die Oma. "Deine Schuhe helfen dir, die immer gleiche Erde jeden Tag mehr zu entdecken. Mal mehr, mal weniger passend zum Gelände, in dem du dich bewegst, trägst du ein bestimmtes Paar deiner verschiedenen Schuhmodelle: Turnschuhe, Stiefel, Bergschuhe, Sandalen usw. So brauchst du für Gott mal dieses, mal jenes Bild. Von Zeit zu Zeit brauchst du neue Schuhe, weil deine Füsse gewachsen oder deine Schuhe abgetragen sind. Mit den Bildern, die sagen, wie Gott ist, ist es gleich: Sie ändern, weil deine Beziehung zu Gott gewachsen ist. Alle Bilder von Gott sind wahr und gleichzeitig falsch, weil sie unvollkommen sind. Denn Gott ist mehr als alle Bilder zu sagen vermögen. Ein bestimmtes Bild von Gott zum einzig wahren zu erklären, wäre, wie wenn du dein Leben lang mit einem Paar Schuhe durch diese Welt streifen würdest. Einer, der vor langer Zeit selber viel unterwegs war und den Menschen von Jesus erzählt hat, sagt: (1 Kor 13)

Unser Erkennen ist Stückwerk, und unser prophetisches Reden ist Stückwerk. Wenn sich die ganze Wahrheit enthüllen wird, ist es mit dem Stückwerk vorbei. Einst, als ich noch ein Kind war, da redete ich wie ein Kind, ich fühlte und dachte wie ein Kind. Als ich dann aber erwachsen war, habe ich die kindlichen Vorstellungen abgelegt. Jetzt sehen wir nur ein unklares Bild wie in einem trüben Spiegel; dann aber schauen wir Gott von Angesicht. Jetzt kennen wir Gott nur unvollkommen; dann werden wir aber Gott völlig kennen, so wie er uns jetzt schon kennt."

Welche Schuhe tragen Sie?
Wann waren sie zum letzten Mal im Schuhgeschäft?