Lieber Rainer-Pater,
so habe ich Dich über sieben Jahre genannt, so soll es auch zum Abschied sein!
Die Idee mit den ungeredeten Reden stammt von mir: Als ich mit Deinem Nachfolger zusammensaß, hat er mir angeboten, Deine Abschiedrede als Ansprache im Gottesdienst zu halten. Zuerst habe ich ja zugestimmt, aber dann sind mir beim Vorbereiten des Begegnungsfestes, das wir am Donnerstag feiern werden, doch immer wieder die Tränen gekommen. Also lieber eine ungeredete Rede als eine mit Tränen! Warum geht mir Dein Abschied so nah?
Du bist nach Bruno Schnaas, Alfons Runte, Josef Heers und Michael Lütkevedder mein vierter Dekanatsjugendseelsorger. Normalerweise gucken wir Referenten für kath. Jugendarbeit im Erzbistum Paderborn uns um und stielen dann ein, daß der, der uns geeignet erscheint, Dekanatsjugendseelsorger wird. Das klappt nicht immer. Zumal es immer weniger Priester gibt und davon immer weniger, die bereit sind, noch eine Zusatzbeauftragung zu übernehmen. Bei Dir war das anders: Du kamst in Deine Heimatstadt und das Generalvikariat hatte Dich schon vorgesehen. Der Arbeitskreis Jugendpastoral/-arbeit und die Dekanatspastoralkonferenz wurden zwar dann beteiligt, wie sich das formal gehört, aber ich hatte Dich nicht "ausgeguckt". Und dann bist Du mir am Anfang noch mit Deinem ach so praktischen Werdenfels-Terminkalender auf den Wecker gegangen.
Wir sind Freunde geworden. Trotzdem! Oder gerade darum?
Mit mir mußte man früher einige Biere trinken, um mir näher zu kommen. Das hast Du mit mir nie gemacht. Ganz im Gegenteil: Du warst in meiner bisher größten Lebenskrise einfach da. Hast mich nicht bevormundet. Warst einfach da, als ich Dich brauchte.
Und als ich dann 1994/95 für ein halbes Jahr ausgefallen bin, hast Du Dich allein um die Jugendarbeit im Dekanat Paderborn gekümmert. In diesem halben Jahr hast Du die katholische Jugendarbeit in unserem Dekanat kennengelernt, wie kein anderer Priester vor Dir. Du warst über das halbe Jahr hinaus so für die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter da, wie Du für mich da warst. Ein Beispiel: Am Heiligen Abend hast Du mit den Elsener Pfadfindern über Jahre hinweg Gottesdienst auf dem Kleehof gefeiert. Gottesdienste, wie sie typisch für Dich sind: Es gab immer etwas zu lachen.
Dieser Spaß, den wir zusammen hatten und der sich hoffentlich auch übertragen hat, ist wichtiger denn je: Wir leben in einer sog. Spaßgesellschaft. Und da paßt katholische Jugendarbeit heftig rein: Sie macht nämlich einfach und vor allem eine Riesenmenge Spaß. Wenn Ehrenamtliche - Und um sie geht es uns doch! - diesen Spaß verlieren, hat unsere Kirche bald keine mehr. Keine Ehrenamtlichen und keinen Spaß - und keine Zukunft!
Darum: Laß uns am Donnerstagabend nochmal richtig Spaß haben! Der Ernst in Deinen zukünftigen drei Gemeinden bei Aachen wird sicher trotz rheinischem Karneval schnell beginnen!
In diesem Sinne: Gottes Segen! Paß auf Dich auf und übernimm
Dich nicht. Über kurz oder lang komme ich kontrollieren ;-))
(Schon allein um unser Abschiedsgeschenk zu bringen!)
Dein Diether
Referent für kath. Jugendarbeit im Dekanat Paderborn